Das Finden eines alten Zinnsoldaten im Boden ist für Sondengänger und Geschichtsinteressierte gleichermaßen spannend. Solche Figuren sind mehr als nur Kinderspielzeug – sie erzählen Geschichten über die Kultur, das Alltagsleben und die Spielwelten vergangener Generationen. Ein Bodenfund aus Zinn um 1900 kann auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch hinter der kleinen Figur steckt ein Stück Alltagsgeschichte.
Zinnsoldaten – ein Kinderspielzeug mit Tradition
Zinnfiguren, insbesondere Soldaten, wurden seit dem 18. Jahrhundert in Europa gegossen. Ab dem 19. Jahrhundert erlebten sie eine Blütezeit, als sie zu einem der beliebtesten Kinderspielzeuge des Kaiserreichs wurden. Sie waren nicht nur Spielzeug, sondern auch ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaft, in der Militär und nationale Identität eine große Rolle spielten.
Die Figuren wurden in Handarbeit gegossen, anschließend bemalt und in Sets verkauft. Ganze Schlachten konnten damit nachgestellt werden. Besonders im Kaiserreich Deutschland um 1900 gehörten Zinnsoldaten fast in jeden bürgerlichen Haushalt mit Kindern.
Wichtige Hersteller von Zinnsoldaten um 1900
Um die Herkunft eines Zinnsoldaten bestimmen zu können, lohnt sich ein Blick auf die bedeutendsten Hersteller dieser Zeit:
- Heyde (Dresden): Größter deutscher Produzent, bekannt für detailreiche Bemalung und große Serien.
- Gebrüder Heinrichsen (Nürnberg): Spezialist für Flachfiguren, auch für zivile Szenen und Dioramen.
- Spenkuch (Nürnberg): Preisgünstigere Figuren, robust und bei Kindern weit verbreitet.
- C.F. Oesterlein (Nürnberg): Hochwertige Flachfiguren mit feinen Details.
- Fürstenecker & Co. (Nürnberg): Klassische Soldatenfiguren, oft in Paradehaltung.
- Mignot (Frankreich): Internationale Exporte, kräftigere Gussformen, farbenfroh bemalt.
- Britains Ltd. (England): Ab 1893 bekannt für Hohlguss-Figuren, dreidimensional und stabiler als Flachfiguren.
Wie erkenne ich meinen Bodenfund?
Die Bestimmung einer alten Zinnfigur gelingt über mehrere Merkmale:
- Form: Flach und dünn → meist deutsche Produktion. Dreidimensional → britisch oder französisch.
- Bemalungsreste: Kräftige Farben deuten oft auf Heyde hin, feine Malerei eher auf Heinrichsen.
- Material: Zinn ist weich und lässt sich mit dem Fingernagel leicht ankratzen.
- Bruchstellen: Häufig fehlen Köpfe oder Füße, da diese Bereiche am anfälligsten waren.
- Rückseite: Manche Hersteller glätteten die Rückseite, andere ließen Gussnähte sichtbar.

Zinnsoldaten als Zeitzeugnisse
Zinnsoldaten sind heute wertvolle Zeitzeugen der Spielkultur und spiegeln gleichzeitig die politische und gesellschaftliche Stimmung ihrer Epoche wider. Während um 1900 militärisches Spielzeug hoch im Kurs stand, wandelte sich das Bild nach den Weltkriegen stark.
Für Sammler und Historiker sind Bodenfunde interessant, weil sie häufig unbemalte oder beschädigte Exemplare zeigen, die das echte Spielgeschehen dokumentieren.
Umgang mit Funden – Reinigung und Aufbewahrung
Wenn du einen Zinnsoldaten im Boden findest, solltest du vorsichtig vorgehen:
- Reinigung: Nur mit weicher Bürste und etwas Wasser, niemals mit Chemikalien oder Poliermitteln.
- Erhaltung: Trocknen lassen und in einer Box oder Vitrine lagern, fern von Feuchtigkeit.
- Dokumentation: Fundort und Kontext notieren, da dies für die historische Einordnung wichtig sein kann.
Bei größeren Sammlungen lohnt sich der Vergleich mit Katalogen der Hersteller oder Fachliteratur zu Zinnfiguren.
Fazit zu Zinnsoldaten
Ein Zinnsoldat aus dem Boden ist weit mehr als ein altes Stück Metall. Er zeigt, womit Kinder vor über 100 Jahren gespielt haben, und erinnert an eine Zeit, in der militärische Symbole selbstverständlich Teil des Alltags waren. Für Sammler, Historiker und Sondengänger bleibt jeder Fund ein kleines Stück greifbare Vergangenheit.
Weiterführende Links
- Deutsches Zinnfigurenmuseum Kulmbach
- Bodenfunde & Münzen aus dem Deutschen Reich
- Die Münzen der römischen Kaiserzeit
- Der Römerschatz von Berthouville
Hast du selbst schon einmal eine alte Zinnfigur gefunden? Teile deine Entdeckung mit uns in den Kommentaren und lass uns gemeinsam die Geschichte deiner Funde erforschen!