Funde vor Ort schützen: Erste Maßnahmen direkt am Fundloch

Viele Schäden an archäologisch wertvollen oder empfindlichen Funden entstehen nicht beim Reinigen, sondern bereits am Fundort. Selbst robuste Objekte wie Münzen, Knöpfe oder Bronzegegenstände können durch falsche Handhabung beschädigt werden. Rostige Eisenobjekte sind oft extrem instabil. Silber kann brechen, wenn es mineralisiert ist. Organisch verkrustete Funde verlieren beim groben Herausziehen wichtige Details. Deshalb ist es entscheidend, bereits am Fundloch die richtigen Maßnahmen zu treffen. Die ersten Sekunden bestimmen oft über Erhalt oder Zerstörung von Strukturen, Patina oder historischen Informationen. Dieser Beitrag zeigt dir, wie du Funde vor Ort optimal schützt und welche Schritte du unbedingt beachten musst.

Viele Einsteiger konzentrieren sich auf das Signal, graben schnell und wollen den Fund sofort sehen. Doch das Risiko steigt dadurch enorm. Mikro-Funde, mineralisierte Metalle, geschichtete Patina oder korrodierte Oberflächen reagieren sensibel auf Druck, Feuchtigkeit oder falsches Herausheben.


Warum der Moment am Fundloch so wichtig ist

1. Der Zustand eines Fundes ist oft instabil

Viele Objekte liegen jahrzehntelang oder jahrhundertelang im Boden.
Sie stabilisieren sich durch Erdschichten, Feuchtigkeit und Mineralisation.
Wird dieses Gleichgewicht gestört, können Teile abbrechen.

2. Fehlende Vorsicht zerstört wichtige Merkmale

Wichtige Details wie:

  • Gravuren
  • Pyrospuren
  • Silberauflagen
  • filigrane Ringe
  • dünne Bronzeschichten

können sich sofort ablösen.

3. Der Boden liefert wichtige Informationen

Schichten, Lage, Tiefe und Position sind oft Hinweise auf das Alter oder die Nutzung.
Wenn du grob arbeitest, gehen diese Informationen verloren.

4. Gerade kleine Objekte sind besonders gefährdet

Mikro-Funde zerbrechen leicht oder gehen verloren, wenn sie unachtsam gehoben werden


Die wichtigsten Schritte direkt am Fundloch

1. Das Fundloch vorsichtig öffnen

Verwende immer einen Grabungswerkzeug mit breiter Kante.
Keine spitzen Werkzeuge in Richtung des Signals stechen!
Das Risiko, das Objekt zu beschädigen, ist enorm.

Empfehlung:

  • Erdklappe seitlich aufhebeln
  • Loch rund und sauber halten
  • Spule über dem Loch nachprüfen

Bei tiefen Objekten → kontrolliert nach unten arbeiten.

2. Nicht am Objekt ziehen

Viele beschädigte Fundstücke wurden „herausgerissen“.
Ziehe niemals an etwas, das du noch nicht identifiziert hast.

Gefahr:

  • Ringe brechen
  • Münzen verbiegen
  • Eisen zerbricht
  • Anhänger lösen sich in Einzelteile

Kein Zeitdruck beim Heben.

3. Objekt mit der Hand oder Pinpointer lokalisieren

Sobald der Pinpointer anschlägt, wird das Arbeiten präzise.

Vorteile:

  • kein Werkzeugkontakt
  • keine Kratzer
  • keine Druckspuren

Besonders bei Gold, Silber oder Bronze unverzichtbar.

4. Objekt vorsichtig aus dem Erdreich lösen

Wichtig:

  • Erde rund um den Fund leicht lockern
  • nicht hebeln
  • Fund mit Erde herausnehmen
  • nicht vor Ort reinigen

Der erste Kontakt entscheidet über den Zustand.

5. Die Patina niemals abreiben

Gerade Bronzeobjekte besitzen eine empfindliche Patina.
Ein einzelner Fingerwisch kann Jahrhunderte zerstören.

Daher:

  • Fund nicht säubern
  • nur grobe Erdklumpen vorsichtig abnehmen
  • feuchte Erde niemals verreiben

Patina gehört zum Objekt – sie schützt und hat historischen Wert.

6. Keine Feuchtigkeit hinzufügen

Viele machen den Fehler, den Fund vor Ort „abzuwaschen“.
Das ist gefährlich.

Niemals:

  • Wasser auf mineralisierte Funde geben
  • Fund anlecken (!)
  • feuchte Erde wegwischen

Feuchtigkeit kann:

  • Bruch erzeugen
  • metallische Reaktionen verstärken
  • Strukturen zerstören

Sicher verpacken direkt am Fundort

1. Münzen

Ideal in:

  • kleine Zip-Beutel
  • Filztäschchen
  • Papierhüllen

Nie lose in die Hosentasche!

2. Kleine Objekte

Mikro-Funde sofort sichern, ideal:

  • Filmdosen
  • kleine Boxen
  • eigene Mikro-Funddose im Rucksack

3. Eisenobjekte

Eisen ist oft instabil.
Daher:

  • nicht reinigen
  • nicht trocken pusten
  • mit etwas Erdhaftung einpacken

Das reduziert den Oxidationsschock.

4. Silberobjekte

Silber kann brüchig sein.
Verpackung:

  • weich gepolstert
  • nie aneinanderreiben lassen

5. Schmuck

Schmuckstücke verlieren beim falschen Transport Teile wie Ösen, Glas oder Steinfragmente.
Daher einzeln sichern.


Dokumentation direkt am Fundloch

Eine kurze Dokumentation verhindert späteren Wissensverlust.

Wichtig:

  • Foto machen
  • Lage dokumentieren
  • Landwirt informieren (falls nötig)
  • Fundtiefe notieren
  • Besonderheiten festhalten

Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest

  • Fund mit Spaten berühren
  • feuchte Reinigung vor Ort
  • zu schnelles Zerren
  • lackierte Handschuhe benutzen (sie verkratzen!)
  • Funde mischen
  • Münzen aneinanderreiben
  • Patina wegpusten
  • Druck ausüben

Jeder dieser Fehler ist vermeidbar und schützt deine Fundstücke langfristig.


Bonus: Erkennen, ob ein Fund besonders empfindlich ist

Achte auf:

  • dünne Metallstrukturen
  • poröse Oberfläche
  • Grünspan-Schichten
  • fehlende Stabilität
  • helle Bruchstellen
  • „klingelnde“ Struktur bei leichtem Klopfen (Bronze)

Wenn du Zweifel hast → Fund nicht anfassen, sondern komplett mit Erde ausheben und zu Hause vorsichtig weiterbehandeln.


Fazit

Die ersten Sekunden am Fundloch entscheiden oft über den Zustand und die Erhaltung eines Fundes. Wer ein Objekt vorsichtig hebt, nicht reinigt, nicht drückt und richtig verpackt, verhindert Schäden und erhält historische Strukturen. Mit guter Technik, Geduld und dem richtigen Material bleiben selbst empfindliche Objekte in gutem Zustand. Der clevere Umgang am Fundort spart später viel Arbeit bei der Reinigung – und bewahrt wertvolle Geschichte.


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