Im September 2022 hatte ich beim Sondeln ein Signal, das ich fast überhört hätte. Der Leitwert war sehr schwach, und eigentlich wollte ich schon weitergehen. Zum Glück habe ich doch gegraben – und tatsächlich kam ein winziges münzähnliches Stück ans Licht. Was sich zuerst wie eine gewöhnliche Kleinmünze anfühlte, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als etwas ganz anderes: eine historische Spielmarke aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs.
Erste Einschätzung beim Fund
Direkt nach dem Bergen fiel mir auf, wie klein und leicht das Stück war. Mit einem Durchmesser von knapp 12 Millimetern und einem Gewicht von nur 0,4 Gramm ist es das bislang kleinste münzähnliche Objekt, das ich gefunden habe.
Auf den ersten Blick dachte ich an eine preußische Kleinmünze, vielleicht einen ½ Pfennig oder gar einen Viertel-Silbergroschen. Solche Stücke waren im 19. Jahrhundert tatsächlich sehr klein und kursierten häufig.
Doch schon die extreme Leichtigkeit ließ mich zweifeln. Normale Pfennige oder Silbergroschen wiegen ein Vielfaches. Also begann ich, die Oberfläche genauer zu betrachten.
Details unter der Lupe
Mit einer Lupe konnte ich auf der Vorderseite ein Porträt im Profil erkennen. Die Schrift ließ sich teilweise entziffern und wies deutlich den Namen „Wilhelm“ auf. Auf der Rückseite erschien ein Adler, wie man ihn von Münzen des Deutschen Kaiserreichs kennt.
Entscheidend war jedoch die Umschrift: Hier stand das Wort „SPIELMARKE“. Damit war klar: Dieses Stück ist kein offizielles Zahlungsmittel, sondern eine Token-Münze, wie sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert weit verbreitet waren.


Was sind Spielmarken?
Spielmarken wurden als Ersatzgeld in vielen Bereichen genutzt:
- für Gesellschaftsspiele, ähnlich wie heutige Plastikchips
- in Spielautomaten und mechanischen Geräten
- als Jetons in Wirtshäusern
- teilweise sogar als Ersatz für Kleingeld, wenn Münzen knapp waren
Das Design orientierte sich oft an echten Münzen. Beliebte Motive waren Herrscherporträts wie Wilhelm I. oder Wilhelm II. sowie Reichsadler. Damit wirkten Spielmarken auf den ersten Blick wie offizielles Geld, unterschieden sich aber durch die Aufschrift „SPIELMARKE“ und durch das wesentlich geringere Gewicht.
Warum sind Spielmarken interessant für Sondengänger?
Für uns Sondler sind Spielmarken besonders spannend, weil sie Alltagsgeschichte erzählen. Sie sind keine offiziellen Münzen, tauchen also seltener im Boden auf. Gleichzeitig verraten sie etwas über die Freizeitgestaltung und das Alltagsleben der Menschen vor über 100 Jahren.
Gerade in Gegenden mit Gastwirtschaften, alten Kirmesplätzen oder früheren Spielflächen können solche Marken vergraben worden sein. Oft lagen sie lose in den Taschen der Leute und gingen beim Spielen oder auf dem Heimweg verloren.
Vergleich mit echten Münzen
Zum besseren Verständnis hier ein Vergleich:
Nominal / Typ | Durchmesser | Gewicht | Material | Merkmale |
---|---|---|---|---|
1 Pfennig Kaiserreich | ca. 15 mm | ~2 g | Bronze | Reichsadler, Wertzahl |
½ Pfennig Kaiserreich | ca. 15 mm | ~1,25 g | Bronze | Reichsadler, Wertzahl |
¼ Silbergroschen Preußen | ca. 13 mm | ~1,5 g | Kupfer/Nickel | Adler, Wertzahl |
Gefundene Spielmarke | ca. 12 mm | ~0,4 g | dünnes Blech/Kupfer | Kopf „Wilhelm“, Adler, Aufschrift SPIELMARKE |
Die Tabelle zeigt deutlich: Meine Marke ist viel leichter und kleiner als die echten Münzen.
Erhaltungszustand und Seltenheit
Wie bei vielen Bodenfunden ist die Spielmarke stark angegriffen. Korrosion hat Details verschwinden lassen, aber die wesentlichen Elemente – Porträt, Adler, Schrift – sind noch erkennbar.
Spielmarken tauchen zwar regelmäßig in Sammlungen auf, sind aber im Bodenfundzustand seltener. Für Sondengänger sind sie ein besonderes Highlight, da sie eben nicht zur offiziellen Geldgeschichte, sondern zur Freizeit- und Kulturgeschichte gehören.
Mein persönliches Fazit
Der Fund dieser winzigen Spielmarke aus dem September 2022 war für mich ein echter Überraschungsmoment. Münzen aus der Kaiserzeit finde ich immer wieder, aber so eine kleine und ungewöhnliche Spielmarke habe ich bisher noch nie in der Hand gehabt.
Für mich zeigt sie, dass man auch schwachen Signalen Aufmerksamkeit schenken sollte. Gerade die leichten Objekte bergen manchmal die spannendsten Geschichten.
Weiterführende Links
- Numista Münzkatalog: Spielmarken & Jetons
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- Bodenfunde & Münzen aus dem Deutschen Reich
- Bodenfund- Medaille Turnvater Jan
Hast du selbst schon einmal eine Spielmarke gefunden? Teile deine Erfahrungen und Bilder gern in den Kommentaren auf mafly.de!