Der Chew Valley Hoard, eine bemerkenswerte Entdeckung aus dem Jahr 2019, hat das Interesse von Historikern, Archäologen und Sammlern gleichermaßen geweckt. Der Schatz, der in der Region Chew Valley in Somerset, England, gefunden wurde, besteht aus 2.528 Silbermünzen aus der Zeit der angelsächsischen Herrschaft. Die Geschichte dieser Münzen und ihr Verkauf bieten faszinierende Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen der Schatzsuche in England.
Die Entdeckung des Chew Valley Hoards
Der Fund des Chew Valley Hoards geht auf zwei befreundete Hobby-Metalldetektoristen zurück: Adam Staples und Lisa Grace. Im September 2019 stießen die beiden bei der Suche in der Nähe eines Ackerlandes auf den sensationellen Schatz. Es handelte sich um eine große Sammlung von Silbermünzen, die aus der Zeit der Normannischen Invasion Englands im Jahr 1066 stammen. Die Münzen spiegeln eine Periode des Umbruchs wider, als Wilhelm der Eroberer das angelsächsische England unter seine Kontrolle brachte.
Die Münzen umfassen Stücke sowohl von König Harold II, dem letzten angelsächsischen König von England, als auch von Wilhelm dem Eroberer. Dies macht den Chew Valley Hoard zu einem der wichtigsten numismatischen Funde der jüngeren Vergangenheit. Die Münzen wurden vermutlich kurz nach der Schlacht von Hastings vergraben, als die Situation in England unsicher war und das Land von Konflikten erschüttert wurde.
Historische Bedeutung des Fundes
Die Bedeutung des Chew Valley Hoards geht weit über seinen materiellen Wert hinaus. Der Fund ermöglicht Historikern neue Einblicke in die Wirtschaft und Politik des frühen Mittelalters. Die Münzen geben Aufschluss darüber, wie Geld zirkulierte, welche Münzprägungen unterstützt wurden und wie schnell die Herrschaft Wilhelms in England etabliert wurde.
Besonders aufschlussreich ist die Tatsache, dass die Münzen sowohl angelsächsische als auch normannische Prägungen enthalten, was darauf hindeutet, dass es zu dieser Zeit noch eine gewisse Koexistenz der beiden Kulturen gab. Solche Schätze sind wertvolle Quellen für das Verständnis der angelsächsischen und normannischen Geschichte, da sie eine Momentaufnahme einer Zeit des Übergangs darstellen.
Das Verfahren nach dem Schatzfund in England
In England gilt das Gesetz, dass jeder bedeutende Schatzfund gemeldet werden muss. Der Chew Valley Hoard wurde ordnungsgemäß bei den Behörden angezeigt und dem sogenannten Treasure Act von 1996 unterzogen. Nach diesem Gesetz ist es Pflicht, alle Funde, die aus wertvollen Metallen bestehen und älter als 300 Jahre sind, dem zuständigen Coroner zu melden, der eine Untersuchung durchführt.
Nachdem der Schatz offiziell als Treasure (Schatz) eingestuft wurde, hatten Museen die Möglichkeit, ihn zu erwerben. In diesem Fall zeigte das British Museum großes Interesse, da der Fund eine wertvolle Ergänzung der bestehenden Sammlung darstellt und wichtige Informationen zur angelsächsisch-normannischen Übergangszeit liefert.
Der Verkauf 2024 und die Aufteilung des Erlöses
Der Verkauf des Chew Valley Hoards verlief ähnlich wie bei vielen anderen Schätzen, die unter den Treasure Act fallen. Der Fund wurde bewertet, und der Erlös wurde zwischen den Findern und dem Grundbesitzer, auf dessen Land der Schatz entdeckt wurde, aufgeteilt. Insgesamt wurde der Wert der Münzen auf etwa 5 Millionen Euro geschätzt, was ihn zu einem der wertvollsten Schatzfunde in Großbritannien macht.
Ein bedeutender Teil des Schatzes wurde vom British Museum erworben, während andere Münzen an private Sammler verkauft wurden. Diese Veräußerung hat sowohl das öffentliche Interesse geweckt als auch die finanzielle Situation der Finder und des Grundbesitzers erheblich verbessert. Es zeigt auch, wie Schatzfunde in England eine rechtlich und moralisch faire Verteilung des Erlöses ermöglichen.
Das Interesse von Sammlern und Münzhändlern
Der Chew Valley Hoard zog nicht nur Historiker an, sondern auch eine Vielzahl von privaten Münzsammlern und Händlern. Numismatiker weltweit interessierten sich für die Münzen, da sie eine seltene Möglichkeit bieten, originale Stücke aus der Zeit der normannischen Invasion zu erwerben. Besonders die Münzen von König Harold II sind sehr begehrt, da seine Herrschaft lediglich neun Monate dauerte und daher nicht viele Prägungen überlebt haben.
Der Verkaufsprozess der Münzen wurde durch Auktionshäuser wie Dix Noonan Webb durchgeführt, die auf numismatische Objekte spezialisiert sind. Diese Art von Auktionen sorgt für eine maximale Sichtbarkeit unter Interessenten und stellt sicher, dass der Marktwert der Münzen erreicht wird. Die Tatsache, dass viele Münzen aus dem Schatz in Auktionen angeboten wurden, erhöhte die Spannung und den Wettkampf unter den Sammlern erheblich.
Die Auswirkungen des Schatzfundes auf die lokale Gemeinschaft
Der Fund des Chew Valley Hoards hatte auch Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft. Viele Bewohner von Somerset waren von der Entdeckung begeistert, da sie die Region in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit brachte. Zusätzlich wurde durch den Verkauf ein Teil des Erlöses genutzt, um Bildungsprojekte in der Region zu unterstützen und die Bedeutung der lokalen Geschichte hervorzuheben.
Für viele Schatzsucher und Metalldetektoristen in England stellt der Chew Valley Hoard ein inspirierendes Beispiel dar. Die Entdeckung zeigt, dass es möglich ist, bedeutende Funde zu machen, die sowohl für die Wissenschaft von großem Interesse sind als auch finanziellen Gewinn für die Finder bringen können. Gleichzeitig unterstreicht der Fall die Wichtigkeit einer verantwortungsvollen Schatzsuche, die in Übereinstimmung mit den Gesetzen und mit Respekt für das kulturelle Erbe erfolgt.
Fazit: Der Chew Valley Hoard als ein Fenster in die Vergangenheit
Der Chew Valley Hoard ist nicht nur ein bedeutender archäologischer Fund, sondern auch ein Fenster in die Zeit der normannischen Eroberung Englands. Die Münzen geben Einblick in eine der turbulentesten Phasen der englischen Geschichte und sind ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Schätze noch immer unter unseren Füßen verborgen liegen können.
Der Verkauf des Schatzes in England, der kürzlich für umgerechnet 5,17 Millionen Euro stattfand, zeigt, wie solche Funde heute fair verteilt werden, um sowohl die Finder als auch die öffentliche Forschung zu unterstützen. Diese Entdeckung hat nicht nur numismatische Sammler begeistert, sondern auch dazu beigetragen, unser Verständnis für die angelsächsisch-normannische Übergangszeit zu vertiefen.
Weiterführende Links:
- Geschichte der Normannischen Invasion Englands
- British Museum
- Bild: Yorkshire Museum , CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons