Henry Morgan, ein berüchtigter Pirat und Freibeuter des 17. Jahrhunderts, ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Piratengeschichte. Geboren um 1635 in Wales, wurde Morgan im Laufe seines Lebens zum Albtraum der spanischen Flotte und erlangte für seine kühnen Angriffe auf die spanischen Besitzungen in der Karibik Ruhm und Reichtum. Morgan war bekannt für seinen Mut, seine Strategie und auch für seine Loyalität zur britischen Krone. Seine Geschichte ist ein faszinierender Mix aus Abenteuer, Kriegslist und Politik.
Aufstieg zum gefürchteten Freibeuter
Henry Morgan kam vermutlich um 1655 nach Jamaika, als das Eiland von den Briten erobert wurde. In dieser Zeit boten die Briten Freibeutern Patente an, die ihnen erlaubten, spanische Schiffe anzugreifen. Diese Patente sorgten dafür, dass Morgan kein „Pirat“ im herkömmlichen Sinne war, sondern vielmehr ein gesetzlich beauftragter Freibeuter, der im Auftrag der britischen Krone die Spanier schwächen sollte. Schon bald machte er sich einen Namen und stieg in der Hierarchie der Freibeuter auf.
Ein bedeutendes Ereignis in Morgans Leben war sein Angriff auf die Stadt Portobelo in Panama im Jahr 1668. Diese gut befestigte spanische Stadt galt als eines der bedeutendsten Handelszentren. Morgan und seine Männer überraschten die Stadt und plünderten sie erfolgreich. Dieser Erfolg brachte ihm große Reichtümer ein und machte ihn zum gefürchtetsten Freibeuter der Karibik.
Angriff auf Panama und der Höhepunkt seiner Karriere
Der größte Coup Henry Morgans folgte im Jahr 1671. Mit einer Armee von über 1.200 Männern griff er Panama-Stadt an, das damals als eine der reichsten und bestgeschützten Städte der spanischen Kolonien galt. Trotz widriger Bedingungen und harter Kämpfe gelang es ihm, die Stadt einzunehmen und zu plündern. Dieser Angriff wird als Höhepunkt seiner Karriere angesehen. Er brachte nicht nur reiche Beute, sondern auch internationale Berühmtheit und Bewunderung für seine militärische Taktik.
Die Eroberung Panamas brachte jedoch auch Probleme. Das damalige England befand sich in Friedensverhandlungen mit Spanien, und Morgans unautorisiertes Vorgehen drohte diese Bemühungen zu torpedieren. Dies führte dazu, dass Morgan nach England zurückgerufen wurde. Anstatt ihn jedoch zu bestrafen, wurde er aufgrund seines Ruhms und seiner Verdienste von König Karl II. zum Ritter geschlagen. Ein großer Beweis dafür, dass sein Handeln letztlich von der britischen Krone geschätzt wurde.
Henry Morgan als Vizegouverneur von Jamaika
Nach seiner Ernennung zum Ritter kehrte Morgan nach Jamaika zurück und übernahm dort die Rolle des Vizegouverneurs. In dieser Position setzte er sich dafür ein, die Piraterie zu bekämpfen, was ironisch anmutet, da er selbst einst ein berüchtigter Freibeuter war. Sein Wissen über die Strategien und Taktiken der Piraten machte ihn jedoch zu einem wertvollen Verbündeten im Kampf gegen illegale Aktivitäten auf See.
In den Jahren als Vizegouverneur bemühte sich Morgan, ein Leben als wohlhabender Plantagenbesitzer zu führen. Sein Einfluss auf Jamaika wuchs, und er wurde zu einer wichtigen Figur der britischen Kolonialverwaltung. Doch sein Ruf als Freibeuter folgte ihm stets. Auch wenn Morgan offiziell versuchte, ein gesetzestreuer Gouverneur zu sein, blieben seine Verbindungen zu den ehemaligen Piraten und Freibeutern bestehen.
Das Ende eines berüchtigten Lebens
Henry Morgan starb im Jahr 1688 in Port Royal, Jamaika. Sein Tod wurde in Jamaika mit großer Trauer aufgenommen, was zeigt, welchen Einfluss er auf die lokale Gemeinschaft hatte. Port Royal selbst wurde damals als „Sünde Babels“ bezeichnet und war bekannt für sein dekadentes Leben voller Alkohol, Glücksspiel und Piraterie.
Morgan wurde mit allen Ehren beerdigt, und sein Begräbnis war eines der prächtigsten, die Jamaika je gesehen hatte. Doch nur drei Jahre nach seinem Tod, im Jahr 1692, wurde Port Royal durch ein starkes Erdbeben zerstört, das große Teile der Stadt ins Meer riss, einschließlich des Grabes von Henry Morgan. Dies verstärkte den Mythos um seine Person und trug dazu bei, dass Morgan als eine der legendärsten Figuren der Piratengeschichte in Erinnerung blieb.
Henry Morgans Vermächtnis
Henry Morgan hinterließ ein vielschichtiges Erbe. Einerseits gilt er als heldenhafter Freibeuter, der im Dienste der britischen Krone Spanien schädigte und zur britischen Vorherrschaft in der Karibik beitrug. Andererseits wird er oft als skrupelloser Pirat angesehen, der ohne Rücksicht auf Verluste plünderte und Zerstörung brachte. In der populären Kultur wird er häufig als romantischer Held dargestellt, was jedoch nur einen Teil der Wahrheit widerspiegelt.
Das Bild von Henry Morgan ist heute ambivalent. Einerseits wird er als einer der größten Freibeuter der Geschichte gefeiert, der mit seinen kühnen Aktionen die Vorherrschaft der Spanier in der Karibik infrage stellte. Andererseits bleibt der dunkle Schatten der Piraterie über seinem Leben bestehen. Seine Taten hatten schwerwiegende Folgen für viele Menschen, besonders für die Zivilisten, die unter den Angriffen seiner Mannschaft litten.
Morgan bleibt ein Symbol für die unruhige und oft gesetzlose Zeit der Seefahrer des 17. Jahrhunderts. Als Figur, die sowohl Faszination als auch Kontroversen auslöst, verkörpert er das Bild des abenteuerlichen Freibeuters, der für Ruhm, Reichtum und Macht über die Weltmeere segelte.
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