Thermometer 1914-1916 Erinnerungsstück aus dem 1. Weltkrieg

Bei einer Haushaltsauflösung stieß ich auf ein bemerkenswertes Fundstück: ein Thermometer und einen handgeschriebenen Zettel. Dieser Beitrag bietet eine mögliche Analyse dieses Fundes.

Das Thermometer – Ein stiller Zeuge der Vergangenheit

Das Thermometer, das ich in den Hinterlassenschaften der Familie fand, mag auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Alltagsgegenstand wirken. Doch bei genauerer Betrachtung erzählt es eine faszinierende Geschichte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs.

Laut einer handgeschriebenen Notiz wurde dieses Thermometer von einem Mann vor einer Dragoner-Kaserne gefunden. Er schickte es später vermutlich an seine Tochter – möglicherweise als eine Art Andenken oder mit einer tieferen Bedeutung.

Zitat:

Weltkrieg 1914 – 1918, H. Christ
In Perronne 9/1. Januar (1916) Ging dort an seinem
gebissenen Bein Gruß Vati


Ein paar Stellen sind nicht ganz eindeutig. Der Text „gebissenen Bein“ ist etwas ungewöhnlich formuliert – vielleicht fehlt hier ein Wort oder es wurde missverständlich geschrieben. Das Thermometer aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, könnte ein persönlicher Gegenstand des erwähnten „H. Christ“ gewesen sein. Vielleicht wurde es als Andenken aufbewahrt oder hatte eine besondere Bedeutung für den Verfasser der Notiz („Vati“).

Die Rückseite des Zettels

Zitat:

Dieses Thermometer habe ich
vor der Dragoner Kaserne gefunden,
was es gekostet mich hat –
die Luft war damals dort
sehr außergewöhnlich.


Es scheint, dass der Verfasser dieses Thermometer vor einer „Dragoner Kaserne“ gefunden hat, möglicherweise während oder nach dem Ersten Weltkrieg. Die Erwähnung, dass es ihn „etwas gekostet“ hat, könnte darauf hindeuten, dass es mit einem besonderen Ereignis oder Risiko verbunden war.

Der Satz „der Luft war damals dort sehr außergewöhnlich“ könnte sich auf besondere klimatische oder atmosphärische Bedingungen beziehen – vielleicht war es extrem kalt oder es gab andere ungewöhnliche Umstände.

Das Thermometer und die Notiz könnten also tatsächlich zusammengehören, möglicherweise als Erinnerung an ein Erlebnis während des Krieges oder in der Nachkriegszeit.


Was ist eine Dragoner Kaserne?

Eine Dragoner-Kaserne war eine militärische Einrichtung, in der Dragoner-Regimenter stationiert waren. Dragoner waren ursprünglich berittene Infanteristen, die sowohl zu Pferd als auch zu Fuß kämpften. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu regulärer Kavallerie.

Bedeutung der Dragoner-Kasernen:

  • Standorte von Kavallerieeinheiten in vielen europäischen Armeen, besonders im 18. und 19. Jahrhundert.
  • In Deutschland gab es zahlreiche Dragoner-Regimenter, die in speziellen Kasernen untergebracht waren.
  • Diese Kasernen waren oft in strategisch wichtigen Städten und Militärzentren angesiedelt.
  • Nach dem Ersten Weltkrieg wurden viele Dragoner-Regimenter aufgelöst oder mechanisiert (Panzer- oder motorisierte Einheiten).

Möglicher Bezug zur Notiz:

Falls das Thermometer tatsächlich vor einer Dragoner-Kaserne gefunden wurde, könnte dies darauf hindeuten, dass sich der Verfasser der Notiz an einem ehemaligen Militärstandort befand.


Dragoner-Kaserne in Péronne

Es wurde vor einer Dragoner-Kaserne in Péronne gefunden. Diese kleine französische Stadt war während des Ersten Weltkriegs ein bedeutender Schauplatz heftiger Kämpfe.

Péronne im Ersten Weltkrieg

Die Stadt Péronne, gelegen in der Region Hauts-de-France, spielte eine strategisch wichtige Rolle während des Krieges. Sie lag direkt an der Westfront und wurde mehrfach zwischen den Deutschen und den Alliierten umkämpft:

  • 1914: Die Deutschen eroberten Péronne zu Beginn des Krieges.
  • 1916: Während der Schlacht an der Somme war die Stadt schwer umkämpft.
  • 1917: Die Deutschen zogen sich während der Operation Alberich zurück und zerstörten große Teile der Stadt.
  • 1918: In der Frühjahrsoffensive nahmen die Deutschen Péronne erneut ein, doch die Alliierten eroberten sie zurück.

Die Stadt war also kein ruhiger Ort, sondern ein zentraler Kriegsschauplatz, an dem Soldaten unter extremen Bedingungen kämpfen mussten.

Die Bedeutung der Dragoner in Péronne

Falls der Mann, der das Thermometer fand, ein Kavallerist oder Dragoner war, könnte er in einer der deutschen Einheiten gedient haben, die in Péronne stationiert waren. Die Dragoner-Einheiten wurden im Verlauf des Krieges oft als Aufklärungstruppen oder mobile Infanterie eingesetzt. Da der Stellungskrieg die klassische Kavallerie unbrauchbar machte, wurden viele Dragoner-Regimenter in Infanterie- oder Unterstützungseinheiten umgewandelt.


Das Thermometer

Es handelt sich um ein altes Holzthermometer mit einer Skala in Celsius, vermutlich ein Quecksilber- oder Alkoholthermometer.


Warum ein Thermometer als Erinnerung?

Ein Thermometer mag auf den ersten Blick ein ungewöhnliches Erinnerungsstück sein, doch es könnte mehrere Bedeutungen haben:

  • Symbol für die harten Bedingungen des Krieges – Die Soldaten waren extremen Wetterverhältnissen ausgesetzt, und Temperaturen spielten eine große Rolle in ihrem Alltag.
  • Persönliches Andenken an die Kaserne – Falls der Mann dort stationiert war, könnte es ihn an eine besondere Zeit oder einen bestimmten Ort erinnert haben.
  • Ein einfacher, aber wertvoller Gegenstand – In Kriegszeiten wurden oft Dinge mit sentimentalem Wert aufbewahrt, die an die Heimat oder frühere Erlebnisse erinnerten.

Ein persönliches Vermächtnis

Ob als Kavallerist oder Veteran, der Mann, der dieses Thermometer besaß, hatte eine besondere Verbindung zu Péronne und zur Dragoner-Kaserne. Dass er diesen Gegenstand sorgfältig aufbewahrte und mit einer handgeschriebenen Notiz versah, zeigt, dass es für ihn mehr als nur ein simples Messinstrument war.

Heute, über 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, hält dieser Fund eine Geschichte fest, die weit über das sichtbare Objekt hinausgeht. Ein einfacher Gegenstand – doch ein Fenster in eine vergangene Zeit voller Entbehrungen, Erinnerungen und persönlicher Erlebnisse.


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